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Die Intel-Geschäftsergebnisse im ersten Quartal 2021

Intel hat seine Geschäftszahlen für das erste Jahresquartal 2021 vorgelegt, welche einen (teilweise) deutlich besseren Jahresstart aufzeigen, als Intel vorab erwartet hatte. So gab Intel zu den letzten Quartalszahlen die Prognose von 18,6 Mrd. Dollar Umsatz für das erste Quartal 2021 aus – real erreicht wurde mit 19,7 Mrd. Dollar deutlich mehr. Allerdings verfehlte man damit das Vorjahresergebnis dennoch knapp, gegenüber diesem ging es um –0,8% abwärts. Intel hat in der Praxis also vor allem den vorab prognostizierten, beachtbaren Abschwung verhindert und bewegt sich weiterhin im Rahmen "normaler" Geschäftszahlen, hat auch nicht wirklich zugelegt. Weitergeholfen hat Intel hierbei primär die bekannt hohe und auch von Intel derart genannte Endkunden-Nachfrage, ohne diesen für ein erstes Jahresquartal ungewöhnlichen Effekt hätte Intel wahrscheinlich dann wirklich niedrigere Zahlen vermelden müssen.

Dass nicht alles Gold bei Intel ist, ergibt sich weniger aus den Umsatzzahlen, sondern vielmehr aus den Gewinnzahlen – welche aus allen Richtungen betrachtet sehr erheblich eingebrochen sind. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum erwirtschaftete Intel satte –41% weniger nominellen Gewinn sowie –48% weniger operativen Gewinn. Da die jeweiligen Umsatzzahlen fast identisch sind, lassen sich die Gewinnzahlen um so besser direkt miteinander vergleichen bzw. erreicht diese Aussage ein um so höheres Gewicht. Augenscheinlich musste Intel im Wettbewerb nun wirklich strampeln bzw. mit den Preisen heruntergehen, um das wie gesagt vernünftige Umsatz-Ergebnis einzufahren. Für Intel dürfte dies eine ungewöhnliche Situation sein, war man doch über viele Jahre hinweg der Margen-König – aber das funktioniert auch nur dann, wenn man gleichzeitig Technologieführer und Fast-Monopolist ist. Da diese Zeiten vorbei sind, wird Intel vermutlich sogar dauerhaft Abschied von den früher erzielten exorbitanten Margen nehmen müssen. Update: Erklärbar über einen simplen Einmaleffekt, siehe Nachtrag.

Q1/2020 Q2/2020 Q3/2020 Q4/2020 Q1/2021
Umsatz 19828 Mio. $ 19728 Mio. $ 18333 Mio. $ 19978 Mio. $ 19673 Mio. $
Gewinn 5661 Mio. $ 5105 Mio. $ 4276 Mio. $ 5857 Mio. $ 3361 Mio. $
operativer Gewinn 7038 Mio. $ 5697 Mio. $ 5059 Mio. $ 5884 Mio. $ 3694 Mio. $

Betrachtend die einzelnen Intel-Sparten bestätigt sich nochmals, dass die starke Nachfrage aus dem Konsumenten-Bereich Intel für dieses Quartal gerettet hat: Denn während die Nebensparten ihre übliche Seitwärtsbewegung vollziehen, hat die Server-Sparte erneut abgebaut – und dies obwohl Server nun das am wenigsten von der Jahreszeit abhängige Geschäft sein sollten. Ausgeglichen wurde dies über die zulegende Consumer-Sparte, welche nahe des (im letzten Quartal aufgestellten) Rekordwerts herauskam – für ein erstes Jahresquartal eine durchaus beachtliche Leistung. Aber natürlich sind gerade in dieser Sparte und zur aktuellen Marktsituation die Gewinnmargen niedriger als in anderen Geschäftsfeldern. Intels Server-Sparte rutscht somit ab auf einen Anteil am Unternehmens-Absatz von derzeit nur noch 28%, der Durchmarsch zu einer gegenüber der Consumer-Sparte gleichgroßen Sparte ist zweifellos gestoppt.

Q1/2020 Q2/2020 Q3/2020 Q4/2020 Q1/2021
Client Computing Group  ("Consumer-Sparte") 9775 Mio. $ 9496 Mio. $ 9847 Mio. $ 10939 Mio. $ 10605 Mio. $
Data Center Group  ("Server-Sparte") 6993 Mio. $ 7117 Mio. $ 5905 Mio. $ 6088 Mio. $ 5564 Mio. $
Internet of Things 1137 Mio. $ 816 Mio. $ 911 Mio. $ 1110 Mio. $ 1291 Mio. $
Non-Volatile Memory Solutions Group 1338 Mio. $ 1659 Mio. $ 1153 Mio. $ 1208 Mio. $ 1107 Mio. $
Programmable Solutions Group 519 Mio. $ 501 Mio. $ 411 Mio. $ 422 Mio. $ 486 Mio. $

Grundsätzlich gesehen hat sich Intel damit ganz vernünftig gehalten, der Gewinn-Rückgang war angesichts der aktuellen Marktsituation früher oder später sowieso zu erwarten (auch wenn jener ziemlich heftig ausfällt). Intel hat zumindest gezeigt, dass man den Kampf angenommen hat und selbst aus einer ungünstigen Situation heraus noch gutklassige Geschäftszahlen erarbeiten kann. Damit gibt es mittel- und langfristig sicherlich auch das Potential zu wiederum wirklich steigenden Geschäftszahlen, wenn dann die neuen Prozessoren-Generationen "Alder Lake" (Consumer) sowie "Sapphire Rapids" (Server) rund um den Jahreswechsel 2021/22 herum erscheinen bzw. man auf Basis der Xe-Architektur ins Geschäft mit Consumer-Grafikkarten einsteigt. Dafür ist allerdings auch erst einmal das Jahr 2021 zu überwinden, welches wohl bis auf das Jahresende kaum großen Anlaß gibt, von besseren Geschäftszahlen zu träumen.

Somit geht Intel derzeit für das laufende zweite Jahresquartal von einem Quartalsumsatz von 18,9 Mrd. Dollar aus, sowie setzt die Jahresprognose für das Gesamtjahr 2021 auf 77,0 Mrd. Dollar an. Damit würde man leicht unterhalb des letztjährigen Rekordjahrs (77,9 Mrd. Dollar) herauskommen, was für Intel in der jetzigen Übergangssituation aber dennoch ein Erfolg sein dürfte. Deutlicher dürfte der Abschwung allerdings bei den Gewinnzahlen ausfallen, zu welchen Intel wohlweislich keine exakten Prognose abgab. Doch setzt sich hierbei der Trend des ersten Quartals fort, dann kommt Intel deutlich unterhalb des Gewinn-Plateaus der letzten drei Jahre von jeweils mehr als 20 Mrd. Dollar heraus – bei vielleicht 14-17 Mrd. Dollar. Dies dürfte an der Börse sicherlich nicht jedem schmecken, ist aber wohl jener Betrag, den Intel einfach "zahlen" muß, um im Wettbewerb mit AMD nicht weiter abzurutschen respektive wenigstens vernünftige Umsatzzahlen posten zu können.

Nachtrag vom 23. April 2021

In der kürzlichen Meldung über Intels jüngste Geschäftszahlen befindet sich noch eine bedauerliche wie folgenschwere Fehldeutung: Denn Intels reale Gewinnzahlen sind bei weitem nicht so niedrig wie mit dem offiziellen Rechnungslegungsstandard "GAAP" notiert. Dies ist erkennbar aus den um Einmaleffekte bereinigten non-GAAP-Zahlen (zur Differenz zwischen GAAP und non-GAAP), zu welchen Intel einen Quartalsgewinn von immerhin 5,7 Mrd. Dollar ausgewiesen hat – vollkommen im Rahmen der letzten Quartalszahlen. Der enorme Unterschied zu den offiziellen GAAP-Zahlen (3,4 Mrd. Dollar) ergibt sich primär aus einem verlorenen Rechtsstreit, für welchen Intel Rücklagen von immerhin 2,2 Mrd. Dollar ansetzen muß. Dieses Geld geht Intel auch tatsächlich verloren (sofern das Urteil Bestand hat) und wird Intel am Jahresende sicherlich auch fehlen, sofern es um neue Gewinnrekorde gehen sollte.

Q1/2020 Q2/2020 Q3/2020 Q4/2020 Q1/2021
Gewinn (GAAP) 5,7 Mrd. $ 5,1 Mrd. $ 4,3 Mrd. $ 5,9 Mrd. $ 3,4 Mrd. $
Gewinn (non-GAAP) 6,1 Mrd. $ 5,3 Mrd. $ 4,7 Mrd. $ 6,2 Mrd. $ 5,7 Mrd. $
Differenz +0,4 Mrd. $ +0,2 Mrd. $ +0,4 Mrd. $ +0,3 Mrd. $ +2,3 Mrd. $

Allerdings läßt der heftige Rückgang bei der nominellen Gewinnzahl im ersten Quartal 2021 als reiner Einmaleffekt somit auch keine Rückschlüsse auf die tatsächliche Gewinnentwicklung aus regulärer Geschäftstätigkeit bei Intel zu. Vielmehr ist dem non-GAAP-Ergebnis zu entnehmen, dass sich das Intel-Geschäft auf Gewinn-Seite vergleichsweise normal entwickelt hat – nicht überragend, aber keineswegs rückläufig. Jegliche ursprünglich getroffenen Schlußfolgerungen, wonach Intel (angeblich) auf der Gewinn-Seite unter starkem Druck stehen würde, entkräften sich damit komplett. Dazu zählt vor allem auch die (fälschliche) Schlußfolgerung, Intel würde zugunsten der vergleichsweise hohen Umsätze nunmehr auf Gewinn verzichten, sprich sich sein gutes Umsatzergebnis faktisch "erkaufen". Dies ist eine gemäß der korrekten Auslegung der Zahlen falsche Schlußfolgerung, für welche wir hiermit um Entschuldigung bitten. In der vorgenannten Meldung wurden entsprechende Passagen durchgestrichen und diese drei Absätze am Ende zur Erklärung angefügt.

Somit kann man nach dieser Korrektur auch gleich eine neue Prognose zu Intels Gewinnentwicklung aufsetzen: Denn wenn Intel im regulären Geschäft weiterhin ca. 5 Mrd. Dollar Gewinn pro Quartal erwirtschaftet, dann sind für 2021 wiederum 20 Mrd. Dollar Jahresgewinn anpeilbar. Abzüglich des Einmaleffekts in Form des verlorenen Rechtsstreits sollte diese Zahl um etwas unterhalb 20 Mrd. Dollar gedrückt werden – mit Glück und bei leicht besserer Geschäftsentwicklung als erwartet könnten es auch wieder knapp 20 Mrd. Dollar werden. Intel bleibt damit (vorerst) auf seinem hohen Gewinnsockel der letzten Jahre (grob 21 Mrd. Dollar Jahresgewinn von 2018 bis 2020), wenngleich das Umsatz/Gewinn-Verhältnis dennoch zuletzt leicht ungünstiger geworden ist. Ein gewisser Effekt des Wettbewerbs mit AMD ist also durchaus vorhanden, nur fällt jener bei weitem nicht so stark aus wie gemäß der originalen Meldung zu diesen Geschäftszahlen (fälschlicherweise) vermutet wurde.