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Die Intel-Geschäftsergebnisse im ersten Quartal 2024

Prozessoren-Hersteller Intel hat seine Geschäftergebnisse für das erste Jahresquartal 2024 bekanntgegeben, welche saisonal bedingt und aber auch generell gesehen schwach ausfallen. Sicherlich konnte der Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um +8,6% gesteigert und das geschäftliche Minus erheblich reduziert werden. Allerdings war der Vorjahreszeitraum auch der absolute Tiefpunkt für Intel seit seinem geschäftlichen Absturz, da wäre durchaus eine stärkere Gegenreaktion zu erwarten gewesen – gerade nachdem die Zahlen der beiden vorhergehenden Quartale durchaus schon wieder halbwegs ansprechend aussahen. Wegen Steuervergütungen werden zudem die Gewinnzahlen zusätzlich aufgehübscht – darauf hinzeigend, dass Intel bei weitem nicht mehr die frühere Gewinnmaschine (aus operativem Geschäft) ist.

Q1/2023 Q2/2023 Q3/2023 Q4/2023 Q1/2024
Umsatz 11'715 Mio. $ 12'949 Mio. $ 14'158 Mio. $ 15'406 Mio. $ 12'724 Mio. $
(nomineller) Gewinn –2768 Mio. $ 1473 Mio. $ 310 Mio. $ 2660 Mio. $ –437 Mio. $
Bruttomarge 34,2% 35,8% 42,5% 45,7% 41,0%
operativer non-GAAP-Gewinn –294 Mio. $ 456 Mio. $ 1924 Mio. $ 2580 Mio. $ 723 Mio. $

Das gleiche Bild ergibt sich beim Blick auf die Einzelsparten: Gegenüber dem (schwachen) Vorjahreszeitraum klar verbessert, aber gegenüber dem direkten Vorquartal eher mau. Halbswegs anständig ist dabei ausgerechnet die oft gescholtene Consumer-Sparte gelaufen, welche Intel derzeit nicht vollständig taumeln läßt. Dies ist eigentlich ein mittleres Wunder angesichts des diesjährigen Produkt-Portfolios aus dem Refresh des Refreshs im Desktop-Segment (Raptor Lake Refresh) sowie der nun nicht gerade Bäume ausreißenden Meteor-Lake-Generation im Mobile-Segment. Das ganze kann man als erneuten Hinweis auf die enorme Stärke von Intel im OEM-Geschäft ansehen, wenn man mit diesem Produkt-Portfolio derart vernünftige Umsatzzahlen erzielen kann. Alternativ ist es natürlich auch eine geschäftliche Schwäche seitens AMD, dieses bestenfalls mittelprächtige Intel-Angebot nicht für eigene Marktanteils-Ausweitungen ausnutzen zu können.

Umsätze Q1/2023 Q2/2023 Q3/2023 Q4/2023 Q1/2024
Client Computing  ("Consumer-Sparte") 5767 Mio. $ 6780 Mio. $ 7867 Mio. $ 8844 Mio. $ 7533 Mio. $
Data Center and AI  ("Server-Sparte") 2901 Mio. $ ? ? ? 3036 Mio. $
Network and Edge 1489 Mio. $ 1364 Mio. $ 1450 Mio. $ 1471 Mio. $ 1364 Mio. $
Intel Foundry  ("Fertigungs-Sparte") 4831 Mio. $ ? ? ? 4369 Mio. $
all other 1440 Mio. $ ? ? ? 775 Mio. $

Die anderen Intel-Sparten sind hingegen für dieses Quartal schwer zu werten, da Intel jene buchhalterisch reorganisiert hat – womit bis auf den Vorjahreszeitraum die vorherigen Ergebnisse fehlen. Dies trifft nur auf das Consumer-Segment sowie "Network and Edge" nicht zu, hier passen alle vorherigen Quartalsergebnisse weiterhin. Deutlich verändert wurden hingegen Server-Sparte und Intel Foundry, wobei hierbei augenscheinlich viel Umsatz von ersterer zu zweiterer Sparte gewandert ist. Nach früherer Rechnung hat Intel den Vorjahreszeitraum noch mit 3718 bzw. 118 Mio. Dollar angegeben, nach der neuen Rechnung stehen nunmehr 2901 bzw. 4831 Mio. Dollar an dieser Stelle. Sprich, die Server-Sparte verliert beachtbar, während die Foundry-Sparte deutlich aufgebläht wird. Letzteres ist durchaus der korrekte Begriff, denn nach der neuen Rechnung ergibt die Addition der Intel-Sparten nicht mehr den Firmen-Gesamtumsatz – sondern um nette 4 Mrd. Dollar mehr als das.

Inwiefern dies eine temporäre Geschichte in Übergangszeiten ist oder aber auf dem Umstand beruht, dass die Intel Foundry als eigenständige Firma geführt werden soll, bleibt abzuwarten. Zielsetzung der neuen Buchhaltung dürfte in jedem Fall sein, eben diese Intel Foundry deutlich besser dastehen zu lassen – indem auch die Intel-eigenen Aufträge dort verbucht werden und nicht mehr nur die (wenigen) Aufträge anderer Chipentwickler. Eine Verbesserung der Gesamtlage ist damit natürlich nicht verbunden, die insgesamten Intel-Zahlen führen dann wieder zum Ausgleich und sehen wie gesagt nicht wirklich gut aus. Intel kommt letztlich nicht wirklich von der Stelle, nachdem wenigstens das vorhergehende halbe Jahr ganz annehmbar aussah. Auch die Intel-Prognose für das laufende zweite Quartal ist mit 12,5-13,5 Mrd. Dollar Umsatz nicht wirklich ermutigend, dies wäre auch nur wieder etwas besser als der (schwache) Vorjahreszeitraum.

Intel muß damit schon wieder auf das zweite Halbjahr 2024 hoffen, dass jenes wie schon in 2023 wenigstens ein weiteres Abrutschen verhindert und somit auch im Gesamtjahr ein gewisses Plus drin ist. Intel ist allerdings mit dieser Prognose und der Erfahrung des Jahres 2023 schon jetzt wieder nur auf dem Weg zu einem mittelprächtigen Jahresergebnis in 2024, weit davon entfernt, die große Scharte der Jahre 2022/23 wieder auszuwetzen. nVidia (beim Umsatz) wieder einzuholen, dürfte mit diesen kleinen Schritten nicht gelingen. Gerettet werden dürfte Intel am Ende von einem Ereignis ganz außerhalb des eigenen Einflusses – und es nicht der aktuelle KI-Hype: Denn durch das Support-Ende von Windows 10 im Oktober 2025 dürften dutzende Millionen PCs zusätzlich zum üblichen Bedarf geordert werden – und wahrscheinlich ab Ende 2024 bis ins Jahr 2026 hinein für eine überaus kräftige Belebung des PC-Geschäfts sorgen.