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AMD stellt Ryzen Threadripper 2920X, 2950X, 2970WX und 2990WX offiziell vor

Mit Launchterminen für den August und Oktober 2018 hat AMD heute die zweite Threadripper-Generation offiziell vorgestellt. Es bestätigen sich hiermit die zuletzt schon genannten Hardware-Daten und Listenpreise, hinzu konnte der exakte Level3-Cache des Ryzen Threadripper 2970WX mit 64 MB nunmehr der Spezifikations-Liste hinzugefügt werden. Allerdings kommen diese neuen Threadripper-Prozessoren mehr oder weniger nur kleckerweise auf den Markt: Der 32-Kerner Ryzen Threadripper 2990WX macht am 13. August 2018 den Anfang, kann allerdings schon ab sofort vorbestellt werden. Am 31. August 2018 wird der 16-Kerner Ryzen Threadripper 2950X folgen, während der 12-Kerner Ryzen Threadripper 2920X sowie der 24-Kerner Ryzen Threadripper 2970WX zu einem noch genauer festzulegenden Termin im Oktober 2018 avisiert sind. Um genau zu wissen, welche Performance alle vier neuen Threadripper-Modelle aufbieten können, wird man damit leider doch noch ziemlich lange warten müssen.

Für die Zwischenzeit hat AMD ein paar eigene Performance-Versprechen aufgelegt: Danach soll der 16-Kerner Ryzen Threadripper 2950X unter drei Anwendungs-Benchmarks im Schnitt +30% auf Intels 10-Kerner Core i9-7900X drauflegen – welcher wie bekannt noch etwas teurer als AMDs Angebot ist. Hierzu hat man sich natürlich die bestmöglich skalierenden Benchmarks herausgesucht, mit diesem Performance-Bild würde man letztlich auf einer (unrealistischen) Mehrperformance von +20% gegenüber dem eigenen Vorgänger in Form des 16-Kerners Ryzen Threadripper 1950X herauskommen. Eher realistisch wäre eine Mehrperformance von knapp 10% gegenüber dem Ryzen Threadripper 1950X, was knapp 20% Mehrperformance gegenüber dem Core i9-7900X ergibt – und damit doch nur knapp unterhalb der Performance des 16-Kerners Core i9-7960X (mit fast doppeltem Preispunkt) herauskommt. Positiv zu bemerken ist, das AMD ganz ehrlich einen gewissen Performance-Rückstand des 16-Kerners Ryzen Threadripper 2950X gegenüber dem 10-Kerner Core i9-7900X unter Spielen angegeben hat – was schließlich angesichts einer 6%igen Differenz auch nichts ist, was praktisch irgendwie von Bedeutung wäre.

Der 32-Kerner Ryzen Threadripper 2990WX soll hingegen unter vier Anwendungs-Benchmarks im Schnitt +43% auf den 18-Kerner Core i9-7980XE drauflegen – was nett aussieht, aber angesichts der vorstehend schon geschilderten Hersteller-eigenen Schönfärbung nur den "Best Case" darstellen dürfte. Ein etwas niedrigeres Ergebnis ist eher denn zu erwarten bzw. sollte damit nicht überraschen. Im übrigen scheinen auch AMDs Threadripper-Prozessoren bei diesen besonders vielen CPU-Kernen mit erheblichen Skalierungsverlusten leben zu müssen, denn selbst mit jenen +43% auf den Core i9-7980XE würde der 32-Kerner Ryzen Threadripper 2990WX gerade einmal grob +50% schneller als der 16-Kerner Ryzen Threadripper 2950X herauskommen. Dieselbe Problematik gibt es schon bei Intels ManyCore-Prozessoren – was auf einem Mix an unzureichend auf ManyCore-Bedingungen optimierter Software, den üblicherweise niedrigeren Taktraten bei besonders vielen CPU-Kernen sowie CPU-eigener Begrenzungen bezüglich TDP und maximaler CPU-Temperatur zurückgeht.

Somit müssen gerade die beiden WX-Modelle erst noch beweisen, ihr Geld wirklich Wert zu sein – wahrscheinlich trifft dies nur dann zu, wenn man solcherart Software massiv einsetzt, welche unter diesen Prozessoren dann auch wirklich exzellent skaliert. Für die "normalen" Enthusiasten und Workstation-Nutzer dürften dagegen die beiden kleineren X-Modelle interessanter sein, da bei selbigen die Taktraten höher ausfallen und diese Prozessoren somit effizienter pro CPU-Kern herauskommen. Angesichts der niedrigeren Taktraten sowie der somit erwartbar nicht perfekt mit der Anzahl der CPU-Kerne nach oben skalierenden Performance der WX-Modelle sind deren Preispunkte wohl sogar leicht falsch gewählt – jedenfalls dann, wenn man von den "normalen" X-Modellen ausgehend rechnet. Aber natürlich ist dies Jammern auf hohem Niveau – denn AMD bietet mittels der zweiten Threadripper-Generation erneut wirklich handfestes im HEDT-Bereich, welches für den Augenblick AMDs Vorsprung in diesem Segment nochmals vergrößert und seitens Intel frühestens mittels des im Oktober anstehenden Skylake-X-Refreshs gekontert werden kann.

Wie bekannt, wird die zweite Threadripper-Generation generell auf demselben Sockel TR4 bzw. denselben X399-basierten Mainboards einsatzfähig sein. Für die beiden WX-Modelle muß das Mainboard allerdings noch explizit freigegeben sein – manche Hersteller lösen dies per entsprechender Zertifizierung bestehender Mainboards, bei anderen Herstellern werden für die WX-Prozessoren dann jedoch extra Mainboards aufgelegt. Der offizielle Speichersupport steigt zwischen erster und zweiter Threadripper-Generation wie von den gewöhnlichen Ryzen-Prozessoren her gewohnt von (maximal) DDR4/2666 auf DDR4/2933. Auch in dieser Frage muß man sehen, ob bestehende X399-Mainboard diesen Sprung mitmachen oder aber diesen höheren Speichertakt wenigstens per Overclocking anbieten. Bei bestehenden Mainboards muß natürlich vor dem Einsatz der neuen Prozessoren auch noch das passende BIOS-Update für alle Pinnacle-Ridge-basierten Prozessoren eingespielt sein, was jedoch von allen Mainboard-Herstellern umgehend zur Verfügung gestellt werden sollte.

Basis Kerne Takt PB2 XFR unl. L2+L3 TDP Preis Release
Ryzen Threadripper 2990WX Pinnacle Ridge 32C +SMT 3.0/4.2 GHz 16+64 MB 250W 1799$ 13. August 2018
Ryzen Threadripper 2970WX Pinnacle Ridge 24C +SMT 3.0/4.2 GHz 12+64 MB 250W 1299$ Oktober 2018
Ryzen Threadripper 2950X Pinnacle Ridge 16C +SMT 3.5/4.4 GHz 8+32 MB 180W 899$ 31. August 2018
Ryzen Threadripper 1950X Summit Ridge 16C +SMT 3.4/4.0 GHz 8+32 MB 180W 999$ 10. Aug. 2017
Ryzen Threadripper 2920X Pinnacle Ridge 12C +SMT 3.5/4.3 GHz 6+32 MB 180W 649$ Oktober 2018
Ryzen Threadripper 1920X Summit Ridge 12C +SMT 3.5/4.0 GHz 6+32 MB 180W 799$ 10. Aug. 2017
Ryzen Threadripper 1900X Summit Ridge 8C +SMT 3.8/4.0 GHz 4+16 MB 180W 449$ 31. Aug. 2017
Alle Threadripper-Prozessoren kommen im Sockel TR4 daher und sind damit nur auf Mainboards mit AMDs X399-Chipsatz einsetzbar. Für die CPU-Modelle mit 250 Watt TDP dürfte noch eine explizite Freigabe durch den jeweiligen Mainboard-Hersteller notwendig werden. "PB" = Precision Boost 2, "unl." = unlocked.

Nachtrag vom 6. August 2018

Die Vorstellung der zweiten Threadripper-Generation begleitend hat AMD ein paar eigene Benchmark-Werte unter dem Cinebench R15 zum 32-Kern-Prozessor Ryzen Threadripper 2990WX herausgegeben. Auf default-Taktraten erreichte man laut der PC Games Hardware dabei 5099 Punkte, der 18-Kerner Core i9-7980XE hingegen 3355 Punkte auf dem ansonsten identischen System (mit natürlich anderen Mainboard, aber demselben DDR4/3200-Speicher) – dies sind nur minimal mehr als jene +51% Mehrperformance, welche AMD auf seiner offiziellen Benchmark-Präsentationsfolie zum Ryzen Threadripper 2990WX zum Cinebench R15 notiert hatte. Der frühere Leak seitens HKEPC, wo auf 4.0 GHz Taktrate ein Cinebench-Wert von immerhin 6243 Punkten erreicht wurde, wird damit allerdings ziemlich klar verfehlt. Dies mag darauf hindeuten, das der Ryzen Threadripper 2990WX selbst in dem AMD bekannterweise liegenden Cinebench-Test diese Taktrate von 4 GHz nicht schafft zu halten, sondern unter dieser Last vermutlich eher nur um die 3.3 bis 3.4 GHz herum operiert.

AMD CB15 Intel
Pinnacle Ridge, 32C +SMT, @ 5.1 GHz (LN2) 2990WX @ 5.1 GHz 7618
7337 28C @ 5.0 GHz Skylake-SP, 28C +HT, @ 5.0 GHz (Kompressor)
5828 7980XE @ 5.8 GHz Skylake-X, 18C +HT, @ 5.8 GHz (LN2)
Pinnacle Ridge, 32C +SMT, 3.0/4.2 GHz Threadripper 2990WX 5099
3281 Core i9-7980XE Skylake-X, 18C +HT, 2.6/4.2 GHz
Summit Ridge, 16C +SMT, 3.4/4.0 GHz Threadripper 1950X 3004

Gewissermaßen als Ausgleich hierzu führt die offizielle AMD-Pressemitteilung dann auch noch ein unter starker Übertaktung erreichtes Cinebench-Ergebnis auf, welches mit satten 7618 Punkten einen neuen Weltrekord für SingleSocket-Systeme darstellt (und den alten SingleSocket-Weltrekord von 5828 Punkten eines stark übertakteten Core i9-7980XE geradezu pulverisiert). Hierzu wurde natürlich eine Kühlung mit flüssigem Stickstoff angesetzt, unter welcher dann eine Taktrate von 5.1 GHz erreicht werden konnte – etwas, was allenfalls die vorhandenen Möglichkeiten demonstriert, aber natürlich weit praxisfern ist. In jedem Fall ist dieser Wert von 7618 Punkten aber auch mehr als das, was Intel zur Computex mit seinem 28-Kerner demonstriert hatte – jener wahrscheinlich doch Skylake-basierter Prozessor erreichte mit einer industriellen 1000W-Kompressorkühlung "nur" 7337 Punkte unter dem Cinebench R15. Womit AMD in den derzeit laufenden Kern-Kriegen ("Core Wars") ein weiteres Mal Intel eine neue Nuß zum knacken gegeben hat.

Nachtrag vom 7. August 2018

Videocardz offerieren noch ein paar mehr AMD-Präsentationsfolien zu Ryzen Threadripper 2000, welche im Rahmen des Pressebriefings gezeigt wurden und womöglich erst mit dem kommenden Launch des 32-Kerners Ryzen Threadripper 2990WX an die Öffentlichkeit gehen sollten. Interessant sind hiervon insbesondere der beiden Präsentationsfolien mit weiteren Benchmark-Werten, welche etwas detaillierter sind als die bisher vorliegenden Folien. Danach verspricht AMD zwischen den beiden 16-Kernern Ryzen Threadripper 2950X und 1950X eine Mehrperformance von +13,4% – was etwas realistischer erscheint als die sich zuerst (indirekt) ergebenden +20%, vermutlich aber auch noch ein wenig zu hoch gegriffen ist. In einem breiten Benchmark-Feld mit auch weniger gut skalierenden Tests dürfte vermutlich ein Ergebnis grob um +10% herauskommen. Jene +12,2% Mehrperformance, welche zwischen Ryzen 7 2700X und Ryzen 7 1800X liegen, sind hingegen vermutlich zu hoch angesetzt, denn zwischen diesen Ryzen-Prozessoren liegt ein größerer Taktratensprung als zwischen den Threadripper-Prozessoren – zudem hatten die erste Threadripper-Generation schon einen Teil der Latenzverbesserungen von Zen+ vorweggenommen, kann dieser Effekt bei der zweiten Threadripper-Generation kaum ähnlich hoch ausfallen.

AMD Ryzen Threadripper 2950X vs. 1950X
AMD Ryzen Threadripper 2950X vs. 1950X
AMD Ryzen Threadripper 2990WX vs. Core i9-7980XE
AMD Ryzen Threadripper 2990WX vs. Core i9-7980XE

Mit der zweiten Folie wird dann ein Performance-Vorteil des 32-Kerners Ryzen Threadripper 2990WX gegenüber dem 18-Kerner Core i9-7980XE von +31,8% auf Basis von 8 Benchmarks versprochen – was dann schon deutlich niedriger ist als die +43% aus der offiziellen Launch-Präsentation auf der Basis von nur 4 Benchmarks. Je mehr Einzelbenchmarks man hinzunimmt, um so realistischer wird das Bild – was bedeutet, das in einem breiten Benchmark-Feld eher denn ein Vorteil von grob +25% zu erwarten sind. Für die absoluten Spitzenplätze wird dies so oder so reichen – und ob Intel dagegen ohne neues Silizium kontern kann, bleibt (überaus) fraglich. Dies könnte Intel faktisch nur über höhere Taktraten lösen, was jedoch die aktuellen Prozessoren-Dies von Skylake-X/SP einfach nicht hergeben werden können, jedenfalls nicht mit normaler Kühlung und gängigen TDP-Größen. Intel wird sich für dieses Jahr (erneut) mit dem zweiten Platz bei den HEDT-Prozessoren zufriendengeben müssen – und diesesmal sogar bezogen auf die absolute Leistungsspitze, welche bislang noch der Core i9-7980XE (unter allerdings einer sehr heftigen Performance/Preis-Ineffizienz) belegt hatte.