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News des 8. Mai 2024

Augenscheinlich um den Wildwuchs bezüglich der von verschiedenen Mainboard-Herstellern in die Welt gesetzten "Baseline-Profile" zu stoppen, hat sich Intel zu einem schnellen Statement durchgerungen – welches eben diesen Baseline-Profilen den Intel-Segen abspricht. Dies bedeutet auch, dass entgegen der oft geäußerten These, dass die Baseline-Profile irgendwie Intels Antwort auf die bekannten Stabilitäts-Probleme der (größeren) Raptor-Lake-Prozessoren darstellen würden, dies mitnichten zutrifft. Intels Antwort auf die Stabilitäts-Probleme der (größeren) Raptor-Lake-Prozessoren besteht in Form der "Intel Default Settings", nicht hingegen den Baseline-Profilen der Mainboard-Hersteller. Gigabyte (mit seinem sehr abseitigen Baseline-Profil) hat demzufolge schon reagiert und selbige BIOS-Updates von seiner Webseite genommen.

Several motherboard manufacturers have released BIOS profiles labeled ‘Intel Baseline Profile’. However, these BIOS profiles are not the same as the 'Intel Default Settings' recommendations that Intel has recently shared with its partners regarding the instability issues reported on 13th and 14th gen K SKU processors. These ‘Intel Baseline Profile’ BIOS settings appear to be based on power delivery guidance previously provided by Intel to manufacturers describing the various power delivery options for 13th and 14th Generation K SKU processors based on motherboard capabilities.
 
Intel is not recommending motherboard manufacturers to use ‘baseline’ power delivery settings on boards capable of higher values. Intel’s recommended ‘Intel Default Settings’ are a combination of thermal and power delivery features along with a selection of possible power delivery profiles based on motherboard capabilities. Intel recommends customers to implement the highest power delivery profile compatible with each individual motherboard design as noted in the table below:

Quelle:  Intel-Statement am 8. Mai 2024, die zuletzt erwähnte "Tabelle" verlinkt zum entsprechenden Bild bei der PCGH

Auch inhaltlich unterscheiden sich "Intel Default Settings" und die Baseline-Profile deutlich, die bisher hierzu kommunizierten PL2=188W sind Nonsens bzw. basieren augenscheinlich auf einer Presse-Ente. Vielmehr setzt Intel als seine "Intel Default Settings" exakt jene Stromverbrauchs-Werte an, welche man in den letzten Spezifikations-Unterlagen notiert: PL1=125W, PL2=253W, ICCMax=307A im Performance-Profil für K/KF-Modelle. Daneben existiert noch ein Extreme-Profil sowie extra Settings für KS-Modelle. Relevant ist der Punkt, dass die Mainboard-Hersteller hier weiterhin wählen dürfen und Intel jene auch dazu ermuntert, dies zu tun – je nachdem wie qualitativ das jeweilige Mainboard aufgebaut ist. Wichtiger für Intel ist eher, dass die Mainboard-Hersteller im Rahmen der "Intel Default Settings" keine der Intel-Schutzschaltungen deaktivieren dürfen (wie bislang gern geschehen), dies hat Intel nun noch einmal explizit vorgeschrieben. Dabei darf auch die AC-Loadline nicht oberhalb 1,1 mOhm gehen – ansonsten drohen zu hohe CPU-Spannungen, welche dann tatsächlich Hardware-Beschädigungen auslösen können.

Intel 8P16E Desktop 125W PL1 PL2 ICCMax AC_LL
Intel Standard (Oktober 2022) 125W 188W 307A 1,1 mOhm
Intel Standard (Februar 2023 = März 2024) 125W 253W 307A 1,1 mOhm
Intel "Extreme Config" 253W 253W 400A 1,1 mOhm
Intel Default Settings "Performance" (ab Mai 2024 verpflichtend) 125W 253W 307A ≤1,1 mOhm
Intel Default Settings "Extreme" (ab Mai 2024 verpflichtend) 253W 253W 400A ≤1,1 mOhm
Asus "Auto" (Z790 Dark Hero) 253W 0,5 mOhm
Asus Baseline 253W 253W 280A 1,1 mOhm
Biostar "Auto" (Z790 Valkyrie) 0,5 mOhm
Biostar Baseline 253W 253W 1,1 mOhm
Gigabyte "Auto" (Z790 Tachyon) 0,4 mOhm
Gigabyte Baseline 125W 188W 249A 1,7 mOhm

Hiermit hat Intel erst einmal geklärt, was genau unter den "Intel Default Settings" zu verstehen ist, selbst wenn dies teilweise einigen Spielraum läßt. Die Mainboard-Hersteller sind nun dazu aufgefordert, diese Vorgaben wortgenau umzusetzen, anstatt die Anwender mit eigenkreiierten Baseline-Profilen zu verunsichern. Nach dem Vorliegen dieser BIOS-Updates können sich zudem die Hardwaretester daran machen, die Performance der Raptor-Lake-Prozessoren generell neu zu bewerten bzw. herausarbeiten, ob und wieviel man mit diesen BIOS-Settings an Performance verliert. Unsicher ist allerdings weiterhin, ob dies alles ist, was Intel zum Stabilitäts-Problem seiner (größeren) Raptor-Lake-Prozessoren sagen will. Der Ausgangspunkt des ganzen Dramas bestand schließlich nicht darin, Intels gewünschte BIOS-defaults herauszufinden – sondern natürlich in dem Punkt von vielen hunderten abstützenden Prozessoren, gern passierend beim Shader-Kompilieren unter Spielen. Für die Mainboard-Hersteller besteht hingegen die Aufgabe, sich zu erklären, ob die Nutzung von "Auto"-Settings, auch wenn jene zukünftig nicht mehr BIOS-default sind, weiterhin von der Garantie abgedeckt ist.

Einige Berichterstattung gibt es derzeit zum "Arrow Lake" Desktop-Lineup, basierend auf einer Meldung seitens BenchLife. Jene hängen sich erst einmal an den schon vor Wochenfrist besprochenen Prozessornummern-Leak zu dran, ergänzen dies allerdings um eigene Angaben zur Hardware-Gestaltung dieser kommenden "Arrow Lake" Prozessoren. Die Hardware-Ansetzung der K-Modelle überrascht dabei nicht, dies wurde bereits in dieser Form vermutet bzw. ist sowieso unverändert zu den bisherigen "Raptor Lake" Prozessoren (bis auf das Fehlen von HyperThreading). Bei den non-K-Modellen soll sich dagegen in dem Sinne eine Abweichung ergeben, als dass der Core 5 nicht mehr teilweise mit 14 und teilweise mit 10 CPU-Kernen erscheint – sondern nur noch mit 10 CPU-Kernen. Core 7 & 9 der non-K-Modelle sollen hingegen gleich sein zum Raptor-Lake-Vorgänger sowie zum jeweiligen K-Modell.

Arrow Lake Kerne P-Takt TDP
Core Ultra 9 285K 8P+16E/24T ?/5.5 GHz 125W
Core Ultra 9 275 8P+16E/24T ? 65W
Core Ultra 7 265K 8P+12E/20T ? 125W
Core Ultra 7 255 8P+12E/20T ? 65W
Core Ultra 5 245K 6P+8E/14T ? 125W
Core Ultra 5 240 6P+4E/10T ? 65W
Hinweis: Angaben zu noch nicht offiziell vorgestellter Hardware basieren auf Gerüchten & Annahmen

Dies muß allerdings noch nicht der Weisheit letzter Schluß sein, denn laut BenchLife soll das Desktop-Portfolio mit 65 und 125 Watt TDP insgesamt 8 Prozessoren umfassen, hiermit genannt sind allerdings nur 6 Modelle. Denkbar also, dass es dennoch Core 5 non-K-Modelle mit 14 CPU-Kernen gibt und das 10-Kern-Modell im Portfolio schlicht weiter herunterrutscht. Da Intel augenscheinlich die frühere "Core i3" Serie nicht (als "Core Ultra 3") weiterpflegen will, stehen die niedrigeren Modell-Nummern somit auch dem Core 5 frei, könnte es also auch solche Modelle geben wie "Core Ultra 5 220" oder "Core Ultra 5 230". Extra F-Modelle mit deaktivierter integrierter Grafik könnten hier noch oben drauf kommen, jene sind bei Intel allerdings (bisher) immer Spezifikations-gleich zu den Normal-Modellen (abweichend von AMD). So oder so zeigen diese Daten an, dass Intel bei der Validierung von "Arrow Lake" langsam zu einem Abschluß kommt und somit in die Phase der Produktgestaltung und Marktvorbereitung eintritt.

WCCF Tech weisen auf die Kritik des Managers von Lenovo China auf Weibo an den hochfliegenden IPC-Gerüchten zu Zen 5 hin: Schon Ende April wurden an dieser Stelle solcherart Zahlen wie +40% eine klare Absage erteilt, es sollen in der Realität eher +10% oder leicht mehr sein. Dies entspricht letztlich dem, was AMD in einer eigenen Präsentation schon einmal dargestellt hatte – da ging es für Zen 5 um 10-15% IPC-Gewinn. Über den insgesamten Performance-Gewinn sagt dies natürlich nur zum Teil etwas aus, jener kann neben der IPC zusätzlich über mehr Kerne (nicht im Consumer-Segment bei Zen 5), mehr Takt (denkbar in unbekannter Höhe) und mehr TDP (nicht anzuraten) beeinflußt werden. Aber somit sieht AMDs Zen-5-Architektur vielleicht wieder etwas "normaler" aus – und nicht mehr wie der Überflieger, zu welchem es die Gerüchteküche teilweise macht.

Woher kommen die 40%? Was ich gesehen habe, ist, dass Zen5 im Vergleich zu Zen4 einen Anstieg von 10% aufweist. Im CR23 1T-Test betrug der Anstieg mehr als 10%. Darüber hinaus beachten Sie bitte für Win10-Enthusiasten, dass AMD ab Strix Point keine Win10-Treiber mehr bereitstellt.
Quelle:  Lenovo-Manager auf Weibo am 24. April 2024, maschinell übersetzt ins Deutsche

Desweiteren gab der Lenovo-Manager eine gewichtige Anmerkung am Rande ab: AMD wird mittels der Zen5-APUs "Strix Point" anfangen, den Treiber-Support für Windows 10 herunterzufahren – denn Strix Point erhält wohl keine Windows-10-Treiber mehr. Dies erscheint harsch angesichts des Punkts, dass Windows 10 noch nicht einmal ausgelaufen ist, dürfte sich aber daran ermessen, dass man Strix Point primär als OEM-Produkt einschätzt und die OEMs natürlich allesamt nur noch Windows 11 auf ihren Komplett-PCs und Notebooks installieren. Somit dürfte es für normale Zen-5-Prozessoren wohl auch erst einmal Windows-10-Support geben – aber die Sache ist natürlich endlich, weil das Support-Ende von Windows 10 bereits besiegelt ist (Support an Sicherheits-Updates auslaufend im Oktober 2025). Ab einem gewissen Zeitpunkt werden die Treiber-Manager bei den großen Hardware-Herstellern dann schlicht davon ausgehen, dass die verbliebenen Windows-10-Nutzer sich sowieso keine brandneue Hardware zulegen werden.

Natürlich muß diese Einschätzung nicht korrekt sein, ganz besonders wenn man die weltweite Nutzer-Verteilung ansieht, wo Windows 10 weiterhin klar dominierend ist und Windows 11 noch überhaupt nicht nach einem wirklichen Herausforderer aussieht. Aber die Treiber-Manager werden schlicht damit rechnen, dass das kommende Support-Ende von Windows 10 die Mehrheit der Nutzer zum Umstieg treiben wird. Ob dies passiert, steht allerdings noch auf einem ganz anderen Blatt, angesichts der aktuellen Nutzer-Verteilung ist da eher mit einem praktisch sehr zähen Auslaufen von Windows 10 zu rechen (wie seinerzeit bei Windows XP sowie 7). Für die Treiber-Manager kommt hier natürlich auch immer der Punkt zu, dass jeder breitere Support den Validierungs-Aufwand für neue Treiber anschwellen läßt – genau jene Validierungs-Arbeit für Windows 10 will man sich zukünftig sparen und diesen Treiber-Zweig somit absägen. Eine ganz exakte Terminaussage hierzu läßt sich natürlich noch nicht treffen, aber der fehlende Windows-10-Treiber für "Strix Point" darf durchaus als Warnschuß in diese Richtung hin verstanden werden.